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PODCASTS ERGÄNZEN DIE KOMMUNIKATIONSPALETTE IDEAL
Immer mehr Menschen nutzen Podcasts, um sich zu informieren. Wie können KMUs Podcasts einsetzen?
Hansruedi Galliker: Das KMU steht und fällt mit der Persönlichkeit des Unternehmers oder der Unternehmerin. Im Podcast kann er oder sie sich ganz persönlich und direkt an seine Kundschaft wenden und so die Kundenbindung deutlich stärken. Ein Podcast ist eine Mediendatei zum Hören (Audio-Podcast) oder zum Sehen (Video-Podcast), die man im Internet herunterladen kann. Allerdings gibt es zahlreiche Varianten, die im engeren Sinne keine Podcasts sind, dem Format aber ähneln, beispielsweise eine Audio-Visitenkarte oder eine dem Image-Prospekt beigefügte CD resp. DVD.
Für KMU ist es wichtig, dass sie mit begrenzten Marketingbudgets effizient und innovativ auf ihr Unternehmen, ihre Produkte und ihre Dienstleistungen aufmerksam machen können. Mit dem Podcasting steht ihnen eine noch junge Kommunikationsform zu Verfügung, welche die traditionellen Werbemittel optimal ergänzt. Podcasts sprechen andere Sinne an, als das gedruckte Wort und können standortunabhängig während der Auto- resp. Eisenbahnfahrt, im Hotel oder zu Hause gehört werden. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind enorm und das Potential, das in ihnen steckt, wird gerade erst so richtig entdeckt.
Was macht den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Podcast?
Die Wirksamkeit. Ein Podcast, der das Zielpublikum nicht erreicht, ist genauso sinnlos, wie Inserate oder PR-Artikel, die an der potentiellen Kundschaft vorbeizielen. Am Anfang jeder Podcastproduktion steht deshalb die Frage: Wen möchte ich erreichen? Und wie kann ich dieses Publikum am besten erreichen? Möchte ich ein gehobenes Segment ansprechen, muss die Produktion entsprechend gepflegt sein. Bei einem jungen Zielpublikum sollte der Podcast ein jugendliches Lebensgefühl transportieren. Gute Planungen und Abklärungen im Vorfeld sind auch hier essenziell.
Würden Sie einem KMU eher einen Audio-Podcast oder einen Video-Podcast empfehlen?
In unserem Unternehmen produzieren wir primär Audio-Podcasts, weshalb mir persönlich dieses Medium etwas näher liegt. Audio-Podcasts sind „Kino im Kopf“. Sie regen die Fantasie des Hörers an und erzeugen so eine spannende Eigendynamik. Zudem kann ein guter Audio-Podcast schnell und relativ einfach hergestellt werden.
Ein Video-Podcast ist anspruchsvoller zu produzieren, da hier Bild und Ton stimmig sein müssen. Aber auch Video-Podcasts haben natürlich ein beträchtliches Potential. Ein gut gemachter Video-Podcast als Imagewerbung für mein Unternehmen ist etwas Tolles. Einen witzigen Clip über mein neues Produkt zu versenden, kann eine enorme Wirkung entfalten. Wieder stehen die Fragen nach dem Ziel und nach den Mitteln im Vordergrund: Was und wen möchte ich mit dem Podcast erreichen? Wie viel Zeit und Geld möchte ich aufwenden?
Ab welchem Betrag sind Podcasts erhältlich?
Ich möchte keine Frankenbeträge nennen, sind doch die Kosten von den persönlichen Ansprüchen abhängig. Macht der Unternehmer alles selber und In-House? Lässt er sich bei der Produktion professionell begleiten? Engagiert er Profi-Sprecher/innen und einen Profi-Audio- resp. Videotechniker?
Ein ganz einfacher Podcast kann mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln hergestellt werden. In Einzelfällen kann das sehr wirksam sein. Ich empfehle aber, in der Regel für die Podcast-Produktion ebenso mit Profis zu arbeiten, wie bei allen übrigen Marketingmassnahmen. Denn mit dem Podcast transportiert die Unternehmung immer auch ihr Image. Ein professioneller Podcast spricht für die Professionalität eines Unternehmens. Eine Bastelei hat die gegenteilige Wirkung.
Wie häufig braucht es neue Versionen oder Aktualisierungen?
Massgebend sind die Inhalte. Ein Podcast, den ich als Imageträger einsetze, hat eine längere Lebensdauer, als eine Audio-Produkteinformation. Ich empfehle, Podcasts strategisch in den Marketing-Mix zu integrieren. Verschiedene Grossunternehmen machen es vor: Immer mehr Banken versenden beispielsweise monatlich ihre Anlagetipps per Audio-Podcast. Da Audio- und Videobotschaften grundsätzlich etwas weniger dauerhaft sind als Papier, würde ich sie an den Versand elektronischer Newsletter oder Mailings koppeln.
Einen Podcast zu haben ist eines, doch wie bringe ich ihn zu den potenziellen Kunden?
Es gibt viele Wege zum Erfolg: Indem ich den Podcast in den elektronischen Newsletter einbinde oder dort einen Link setze. Indem ich meinen Kunden eine E-Mail mit dem entsprechenden Link zustelle oder in meinen Printprodukten und Briefen darauf verweise. Mit etwas Fantasie und Planung wird der Podcast den Weg zum Kunden finden oder der Kunde den Weg zum Podcast.
Empfiehlt es sich auch, den Podcast auf Plattformen wie Youtube anzubieten oder reicht die eigene Webseite?
Auf Youtube lassen sich nur Videobotschaften platzieren. Bei Audioproduktionen muss ich den User mit einem Link zu meinem Podcast führen. Da man Youtube und ähnliche Plattformen ohne Kostenfolge nutzen kann, spricht nichts dagegen. Doch muss man sich bewusst sein: Nicht jedes Kundensegment nutzt gleichermassen Youtube. Bei einem eher jüngeren Zielpublikum ist die Einbindung wohl wirksamer als bei Senioren und Seniorinnen.
Ein Podcast kann ja nicht für sich alleine stehen. Wie kann er in die Gesamtkommunikation des KMUs integriert werden?
Podcasts müssen als „gleichberechtigter“ Teil der Gesamtkommunikation betrachtet und entsprechend strategisch in die Kommunikationsplanung integriert werden. Podcasts eröffnen neue strategische Optionen. Sie erlauben es dem Unternehmer oder der Unternehmerin, die Kundschaft persönlich anzusprechen. Aber Podcasts ersetzen weder die Homepage noch den Prospekt noch das Inserat. Bei der Planung der Gesamtkommunikation geht es ja stets um die Frage: Welches Kommunikationsmittel nutze ich für was, wann und wie am besten? Nun muss ich diese Frage ganz einfach noch für den Podcast beantworten. Das ist von Unternehmen zu Unternehmen individuell.
Ist jedes KMU geeignet, um Podcasts einzusetzen oder gibt es solche, bei denen es sich besonders lohnt?
Grundsätzlich sind Podcasts für jedes Unternehmen geeignet. Prädestiniert sind jedoch Unternehmen, die ihre Produkte- oder Dienstleistungspalette öfters ergänzen oder verändern. Denn da kann ich schnell und günstig mit einem Podcast auf diese Änderung hinweisen.
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