Internettelefonie
VOIP-TECHNIK: ÜBERTRAGUNG IN CD-QUALITÄT
Voice over Internet Protocol - kurz VoIP - revolutioniert die Telefonie. Den Laptop aufklappen und mit Kopfhörer und Mikrofon unter derselben Nummer wie im Büro erreichbar sein, ist heute schon gängige Praxis. Stefan Meier, Geschäftsführer des Telefonieproviders e-fon, erklärt, was die neue Technologie für Möglichkeiten bringt und wo es heute noch Schwachstellen gibt.
Herr Meier, das neue Schlagwort in der Telefonie heisst Voice over IP (VoIP), also Internettelefonie. Welche Vorteile bietet diese neue Technologie?
Stefan Meier: Viele! Voice over IP bereichert das Telefonieren mit den Vorteilen des Internet. Das wirkt sich als erstes auf die Kosten aus. So sind nicht nur die Gesprächstarife günstiger, sondern Sie brauchen neben dem Computernetzwerk auch keine separate Telefonverkabelung mehr. Praktisch ist das beispielsweise, wenn Ihre Firma umzieht: Sie nehmen dann Ihr Telefonnetz einfach mit. Wenn Ihre Mitarbeiterzahl wächst, wächst Ihr VoIP-Netz mit, indem Sie neue Mitarbeiter einfach via Internet aufschalten. Und mit Mitarbeitern, die zu Hause oder im Aussendienst arbeiten, können Sie über VoIP quasi interne Gespräche zum Nulltarif führen.
Oft hört man aber auch von technischen Problemen. Ist die Zeit schon reif für diese neue Technologie?
Ich würde ganz klar sagen: Ja. Viele Kunden sind zwar anfangs noch etwas skeptisch wegen der Gesprächsqualität. Aber die hängt nicht von der IP-Technologie, sondern vom Internetzugang ab. In den Gesamtlösungen, die wir anbieten, ist ein Internetzugang integriert, der speziell auf Telefonie ausgerichtet ist. Damit können wir allfällige Probleme entschärfen. Aber man muss ehrlich sein, die Verfügbarkeit des Internets ist heute mit 99,4% noch etwas geringer, als jene des Telefonfestnetzes, wo man von einer Verfügbarkeit von 99,99% spricht.
Heisst eine geringere Verfügbarkeit, dass das Telefon zeitweise nicht funktioniert und deshalb Anrufe verloren gehen?
Wir regeln das so, dass bei einem Internetausfall alle Anrufe automatisch umgeleitet werden, beispielsweise auf Handys oder allenfalls auf einen Anrufbeantworter, so gehen garantiert keine Anrufe verloren. Aber nochmals, wir sprechen hier von lediglich 0,6% aller Fälle!
Also wenn es funktioniert, dann ist auch die Tonqualität kein Problem mehr?
Genau. Die VoIP-Technologie ermöglicht theoretisch eine Übertragung in CD-Qualität. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der dazu notwendige Internetzugang verfügbar ist.
Dann kann man mit der Umstellung auf die IP-Technologie also getrost noch warten?
Man kann im Zusammenhang mit neuen Technologien immer warten. Auch wenn Sie einen DVD-Player kaufen, können Sie davon ausgehen, dass es in drei Jahren Modelle geben wird, die mehr können und weniger kosten. Aber während Sie warten, verpassen Sie die Vorteile der neuen Technologien. Und meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile von VoIP bereits heute klar.
Wenn ich auf VoIP umzusteige, brauche ich eine neue Telefonvermittlungsanlage (TVA). Was gilt es da zu beachten?
Es gibt verschiedene Optionen - das ist ja gerade ein Vorteil von VoIP. Sie können Lösungen realisieren, die genau auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Da ist individuelle Beratung sehr wichtig und es macht wenig Sinn, hier alle erdenklichen Varianten aufzuführen. Im Wesentlichen können Sie entscheiden, ob Sie Ihre TVA nach wie vor physisch bei Ihnen vor Ort (on site) haben wollen, oder ob Sie sich für eine virtuelle TVA entscheiden.
Wo sehen die Vor- respektive die Nachteile dieser Möglichkeiten?
Bei der on Site-Lösung haben Sie den vollen Funktionsumfang einer konventionellen Telefonanlage . Die Nachteile sind hohe Kosten für allfällige Erweiterungen. Zudem gestaltet sich die Vernetzung von Filialen relativ kompliziert und Sie sind für die Administration auf die Spezialisten Ihres Lieferanten angewiesen. Die Vorteile der virtuellen TVA sind tiefe Investitions- und Betriebskosten. Günstig ist auch, dass Konfigurationen beziehungsweise Änderungen einfach vom IT-Verantwortlichen Ihrer Firma durchgeführt werden können. Der Ausbau ist sehr flexibel, die Anschlüsse halten mit dem Wachstum Ihrer Firma Schritt, ohne Zusatzkosten zu verursachen. Das ist ortsunabhängig und gilt also auch für die Einbindung von Filialen oder Heimarbeitsplätzen.
Was ist, wenn der IT-Verantwortliche keine Kapazitäten hat, sich auch noch um die Telefonie zu kümmern?
Heute können Sie Ihre TVA auch ganz outsourcen. Das hat viele Vorteile, Sie können ein «Pay as you need» Modell wählen, da bezahlen Sie keine Grundkosten. Sie müssen nicht in Hardware investieren, binden keine Ressourcen und können sich voll auf Ihr Business konzentrieren. Ein Nachteil des Outsourcings kann sein, dass Sie sich in eine gewisse Abhängigkeit von Ihrem Serviceprovider begeben.
Apropos Serviceprovider: Hat man, wenn man auslagern will, dann neben der Swisscom noch einen zweiten Ansprechpartner?
Nein, das ist heute nicht mehr so. Wir sind ein vollwertiger Swisscom-Ersatz und können alle entsprechenden Dienste anbieten: Von der Vergabe von Telefonnummern aus allen Vorwahlen, über den Internetanschluss bis hin zu den Endgeräten decken wir die ganze Palette ab und können so von A bis Z aufeinander abgestimmte Lösungen anbieten. Wir kündigen sogar das Swisscom-Abo unserer Kunden.
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